Welche Ursachen bei einem von ADHS betroffenen Kind genau vorliegen, lässt sich auch mit den besten Untersuchungen meist nicht genau bestimmen. Oft können aber sogenannte Risikofaktoren erkannt werden, die möglicherweise einen Einfluss haben.
Es ist wissenschaftlich nicht belegt, dass zu viel Fernsehen und Computerspielen ADHS verursacht. Ein zu hoher Medienkonsum kann aber die ADHS-Symptomatik verschärfen. Im Trainingsbereich: „Verhaltensprobleme lösen – Medienkonsum“ können Sie lernen, wie Sie den Medienkonsum Ihres Kindes ohne heftige Streitereien begrenzen können.
Erbliche Faktoren spielen nach neuesten Studien die bedeutendste Rolle bei der Entstehung von ADHS. Hinweise darauf geben die unterschiedliche Häufigkeit, mit der die Störung bei Jungen und bei Mädchen auftritt, das gehäufte Vorkommen ähnlicher Auffälligkeiten bei den Eltern von Kindern mit ADHS und Studien mit eineiigen und zweieiigen Zwillingen. Häufig gibt es mehrere ADHS-Fälle in der Familie. Aber auch wenn bei den nächsten Verwandten keine ADHS bekannt ist, kann die Tendenz zur Entwicklung einer ADHS vererbt worden sein.
Bisher gibt es keine eindeutige wissenschaftliche Studienlage, dass allergene Stoffe (natürliche Bestandteile in der Nahrung, die allergische Reaktionen auslösen können) einen Einfluss auf ADHS haben. Wenn überhaupt, ist von einem eher geringen Effekt auszugehen.
Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Eltern ihren Kindern ADHS vererben können. Häufig zeigen Eltern mit ADHS zudem ein impulsiveres und desorganisiertes Erziehungsverhalten, was die ADHS-Symptome der Kinder zusätzlich verstärken kann.
Ungünstige Bedingungen im Kindergarten (z. B. häufiger Wechsel der Bezugspersonen, große Gruppen, andere schwierige Kinder, schlechte Beziehung zwischen Kind und Betreuungsperson) können kein ADHS verursachen, aber die ADHS-Symptome verschärfen.
Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Kinder mit ADHS Veränderungen an der Struktur und in der Funktion des Gehirns aufweisen. Diese Veränderungen können vermutlich durch erbliche Faktoren, durch Komplikationen während der Schwangerschaft, der Geburt oder der Neugeborenenperiode oder auch durch Erziehungsbedingungen ausgelöst werden.
Es ist wissenschaftlich nicht belegt, dass Bewegungsmangel ADHS verursachen kann. Da von ADHS betroffene Kinder einen hohen Bewegungsdrang haben, sollten Eltern von Kindern mit ADHS aber für ausreichend Bewegung sorgen. Zu wenig Bewegung hat in den meisten Fällen einen verstärkenden Einfluss auf die ADHS-Symptomatik.
Es gilt als wissenschaftlich gesichert, dass man mit einer falschen Erziehung kein ADHS verursachen kann. Wenn aber eine Veranlagung zu ADHS da ist, kann das Erziehungsverhalten in der Familie, im Kindergarten oder in der Schule die Stärke der Verhaltensschwierigkeiten erheblich beeinflussen. Im ADHS-Elterntrainer erfahren Sie in den Trainingsbereichen „Verhaltensprobleme lösen“ und „Beziehung zum Kind stärken“ wie Sie Ihrem Kind bestmöglich helfen können, Verhaltensprobleme zu vermindern.
Ungünstige Bedingungen in der Schule (z. B. allgemeine Überforderung oder Überforderung durch Lernstörungen, schlechte Beziehung zwischen Lehrperson und Kind, zu geringes Einschulungsalter) können kein ADHS verursachen, aber die ADHS-Symptome verschärfen.
Bisher gibt es keine eindeutige wissenschaftliche Studienlage, dass künstliche Farb- und Konservierungsstoffe in der Nahrung ADHS verursachen können oder einen Einfluss auf die ADHS-Symptome haben. Wenn überhaupt, ist von einem eher geringen Effekt auszugehen.
Stressfaktoren in der Familie (z. B. finanzielle Schwierigkeiten, körperliche oder psychische Erkrankungen, massive Paarprobleme, sehr beengte Wohnverhältnisse, Doppelbelastung Beruf/Familie) können kein ADHS verursachen, aber – wie jeder Stress – vorhandene ADHS-Symptome verstärken. Es ist daher hilfreich, sich gezielt Entlastung zu holen. Beratungsstellen oder das Jugendamt unterstützen Sie bei Ihrer familiären Lebensgestaltung oder bieten Ihnen im Rahmen der Einzelfallhilfe konkrete Unterstützung in Ihrem Alltag.
Es ist wissenschaftlich nicht belegt, dass Impfungen ADHS verursachen können, geschweige denn einen Einfluss auf ADHS haben.
Es handelt sich zwar nicht um die Hauptursache von ADHS, aber es ist wissenschaftlich erwiesen, dass regelmäßiger Alkohol- und Tabakkonsum während der Schwangerschaft das Risiko für ADHS beim Kind erhöht. Das heißt folgendes: Kinder, bei denen die Mütter während der Schwangerschaft geraucht oder Alkohol getrunken haben, entwickeln häufiger ADHS als andere Kinder.
Es konnte wissenschaftlich festgestellt werden, dass sich unter Kindern mit ADHS vermehrt frühgeborene Kinder mit sehr geringem Geburtsgewicht befinden. Der Zusammenhang ist aber geringer als ursprünglich vermutet.