Lassen Sie uns nun die Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen näher ansehen. Kommt Ihnen dieses Beispiel bekannt vor?
Marie geht in die zweite Klasse. Sie hört dem Lehrer nur selten zu, weil sie ständig abgelenkt ist. Ein Blick aus dem Fenster kann reichen, um den Unterricht völlig zu vergessen. Während andere Kinder das Matheheft rausholen, hat Marie noch nicht einmal mitbekommen, dass der Sachunterricht beendet ist. Für Arbeitsblätter braucht sie oft doppelt so lange und hat sie dann nicht einmal vollständig bearbeitet. Da sie Aufgaben nicht richtig durchliest, verfehlt sie oft das Thema. Zu Hause ist es nicht anders. Für Hausaufgaben, die locker in 20 Minuten gemacht werden könnten, braucht sie stundenlang.
Kinder mit ADHS fallen dadurch auf, dass sie schnell das Interesse verlieren und ihre Aufgaben oder ihre Tätigkeiten vorzeitig beenden. Dies gilt vor allem für Beschäftigungen, die geistig anstrengend sind und von anderen vorgegeben werden (z. B. Hausaufgaben). Von ADHS betroffene Kinder können sich also prinzipiell schon konzentrieren, sie benötigen dafür aber deutlich mehr Energie und Motivation als andere. Bei selbst gewählten Tätigkeiten fällt es ihnen daher viel leichter – obwohl es auch hier vorkommen kann, dass sie schnell das Interesse verlieren und etwas anderes machen.